Judowochenende in Wroclaw

Am vergangenen Wochenende nahm eine Gruppe Weixdorfer am Städtepartnerschaftsaustausch zwischen Dresden und Wroclaw teil, um sich an zwei Tagen mit neuen Gegnern zu messen, Polen ein bisschen kennenlernen und Spaß am Judo zu haben.

Dafür geht ein großer Dank an Dirk Caspary und den VfB Hellerau-Klotzsche für die Organisation des Wochenendes. Teilnehmende Vereine waren neben Hellerau-Klotzsche der JC Arashi Dresden, der PSV Freital, der TSV Reichenberg-Boxdorf und die SG Weixdorf mit Emilia, Finn, Alex, Lilly, Adrian, Emma A., Linus, Friedrich, Jakob und Liam in der U13, Nina, Johanna, Alisa, Emma P. und Toni in der U15, Titus und Karla in der U18 und Richard, Tilman und Maria.

Der Samstag startete bereits um 6:30 am Bahnhof Neustadt, wo die Fahrt im Reisebus begann. Nach dreieinhalb Stunden Fahrt im ziemlich vollen, aufgeregten und fröhlichen Bus erreichten wir Trzebnica (ca. 25km von Wroclaw entfernt), wo an diesem Tag der IV. Internationale Niederschlesiencup der Jugendaltersklassen stattfand. Am Wettkampfort angekommen trennten wir uns.

Die U18 machte sich am während der Wettkämpfe der U13/U15 auf den Weg nach Breslau, um sich die Stadt anzusehen. Wir fanden schnell den Touristenpfad, der durch die Altstadt führt und folgten diesem. Die Stadt ist sehr sehenswert, mit etwas mehr Sonne kann sie sich aber sicher noch in besserem Licht zeigen 😉 Am Schluss suchten wir noch eine Bäckerei auf, die leckeren Trdelnik (Baumstriezel) verkaufte und gönnten uns jeder verschiedene Varianten davon.

In der Halle war eine Menge los, weil die Kämpfe der U11 schon liefen. So war neben dem Wiegen einige Zeit, um sich alles anzuschauen und einige Unterschiede zu Wettkämpfen bei uns festzustellen. Die stattfindenden Kämpfe wurden weder ausgerufen noch auf großen Monitoren angezeigt. Ebenso wenig waren Kampflisten zu finden, der einzige Aushang war ein QR-Code. Dieser führte zu einer wunderbaren App, die nicht nur die Kampflisten und mattenweise die jeweils zehn nächsten Kämpfe in Echtzeit anzeigte, sondern auch über einen persönlichen Bereich verfügte, in dem wir unsere Kämpfer auswählen konnten und nur deren nächste Kämpfe einsehen und über anstehende Kämpfe benachrichtigt werden konnten. Das war super praktisch und toll umgesetzt. Dieses System mit der App namens „Judo Mobile“ wird in Polen für zahlreiche Turniere genutzt und die Ergebnisse können auch noch im Nachhinein eingesehen werden. Auch das Wiegen lief über einfache Wiegekarten mit einem QR-Code, der an der Waage eingescannt wurde und das Gewicht direkt in der App eingetragen wurde. Ansonsten war auffällig, dass die Siegerehrungen nicht am Ende als Block durchgeführt wurden sondern jeweils nachdem die Gewichtsklasse durchgekämpft war. Leider gingen sie dadurch ziemlich unter und es wurde kaum applaudiert. Sehr interessant war die Nutzung von Mattensicherheitsfläche. Während bei deutschen Turnieren überall 3m Sicherheitsfläche um die Matten Pflicht sind und auch sehr darauf geachtet wird, sie freizuhalten, gab es nur 2m, auf denen eigentlich bis an die Kampffläche heran gesessen wurde. Manche Kämpfer, die auf eine andere Matte mussten, liefen sogar über die Ecke der Kampffläche! Uns fiel auch sofort auf, dass es keine Pflicht für Judokas mit langen Haaren gab, selbige hochzubinden, was vor allem dadurch, dass in Polen schon in den Kinderaltersklassen das Kämpfen mit Nackengriff erlaubt ist, etwas wunderlich war. Doch wir ließen uns von alldem nicht einschüchtern.

Nachdem die U11 durch war, traf sich die gesamte U13 auf der Matte für eine gemeinsame Erwärmung, in deren Anschluss die Kämpfe starteten. Vertreten waren neben polnischen Vereinen die Ukraine, Tschechien und Georgien.

Als erstes kämpfte Linus -43kg, der wie fast alle Jungs eine sehr volle Doppel-KO-Liste hatte und auf zwei ziemliche Brocken traf. Obwohl er einen ziemlich abgeklärten Griffkampf bestritt, gab es zwei Niederlagen und er schied vorzeitig aus. Dabei versuchte er sich wieder an seinem Uchi-Mata, der gegen die kräftigen Gegner ziemlich gut funktionierte, aber keine Wertung gewinnen konnte.

Dann waren abwechselnd Emma -30kg und Emilia -36kg dran. Beide gingen ohne Scheu in die Kämpfe und starteten viele aggressive Angriffe. Emma dominierte im Viererpool die ersten beiden Kämpfe klar, konnte aber nicht auf Wertung werfen. Doch jeweils in der tatsächlich letzten Kampfsekunde wurde sie zuerst in die Festhalte genommen und im zweiten Kampf mit tiefem Seoi-nage geworfen, der hierzulande in der U13 noch nicht erlaubt ist. Ärgerlich, aber ein Kampf blieb ja noch, den Emma ungefährdet mit zwei Waza-aris gewann. Dadurch durfte sie den verdienten dritten Platz in Empfang nehmen.

Emilias Gewichtsklasse bestand aus sechs Kämpferinnen und in ihrem Pool hatte sie es mit der späteren Siegerin nicht leicht, der sie auch unterlag. Im zweiten Kampf gewann sie souverän und clever gegen eine weniger erfahrene Gegnerin und qualifizierte sich so fürs Halbfinale, das sie leider ziemlich zügig verlor. Trotzdem reichte es für den dritten Platz!

 

Dann kam Adrian, der als einziger der Jungs in einer Poolliste kämpfte. Bis 60kg hatte er zwei Gegner. Vom ersten, der sehr viel Kraft mit dabei hatte, wurde er kontrolliert und mit Ko-soto-gari erwischt. Gegen den zweiten Gegner zeigte Adrian seine ganze Judopalette und setzte viele schöne und vor allem verschiedene Techniken an. Damit holte er sich den Sieg und den starken zweiten Platz!

Lilly kämpfte im Doppel-KO-System -44kg, wo sie in einem sehr ansehnlichen Auftaktkampf den Sieg an die Gegnerin abtreten musste. Im zweiten Kampf tat sie sich bei einem gegnerischen Uchi-Mata am Kopf weh und musste ebenfalls eine Niederlage hinnehmen.

Friedrich und Jakob gingen gemeinsam in der GK -38kg an den Start. Mit insgesamt 20 Teilnehmern war dies die vollste GK des Tages. Beide hatten kein Freilos.
Friedrich kämpfte als erstes gegen Kadlubek (GKS Czarni Bytom). Gegen den starken Polen musste er den Kampf leider mit Ippon abgeben. Durch die vielen Teilnehmer wurde in der GK mit einem besonderen System gekämpft, so dass der Gegner gegen den man verliert mindestens ins Viertelfinale kommen muss, damit man selber noch in die Trostrunde kommt. Kadlubek verlor im Achtelfinale und somit war Friedrich leider schon nach einem Kampf ausgeschieden.
Jakob stand als erstes dem Grüngurt Beruashvili (Judo Club Georgia) gegenüber. Dieser konnte mit Ippon gegen Jakob punkten. Dadurch, dass Beruashvili im Achtelfinale gewinnen konnte (er wurde später sogar 2.Platz) rutschte Jakob in die Trostrunde. Aber auch gegen Ragan (MKS Juvenia Wroclaw) konnte Jakob leider nicht gewinnen und war somit ebenfalls ausgeschieden.

Finn in der Gewichtsklasse -35kg konnte kämpferisch überzeugen und holte sich im ersten Kampf den Sieg durch Fußtechnik. Im zweiten Kampf gab er alles und holte einen Waza-ari-Rückstand nach anfänglicher Unterlegenheit auf. In der letzten Kampfminute hatte er die klar besseren Kampfanteile. Nach Ablauf der Kampfzeit ging, so die polnische Regelung, ein einminütiges Golden Scorelos, wo Finn etwas überraschend durch einen Ko-Uchi-Makikomi verlor. In der Trostrunde wartete ein starker Gegner mit gutem tiefen Seoi-nage. Der erste Waza-ari für diese Technik wurde fälschlicherweise Finn gegeben, sodass nach dem zweiten Wurf Gleichstand statt Waza-ari-awasete-Ippon an der Tafel stand. Finn zeigte sich als sehr fairer Sportler und Judoka und wies den Kampfrichter auf den Fehler hin. Nach dem Ausscheiden stand für ihn der starke 7. Platz zu Buche.

Liam bestach in der -46kg-Klasse durch technische Vielseitigkeit und holte im Auftaktkampf durch Anwendung von Fußtechnik und Hüfttechnik den Sieg. Die beiden folgenden Kämpfe musste er gegen starke Gegner mit physisch dominanter Kampfweise abgeben, hatte aber ebenfalls einen starken 7.Platz erkämpft.

Alex zeigte zwar viel Kampfgeist, traute sich aber nicht richtig, Würfe nach vorn anzusetzen. Den ersten und dritten Kampf konnte er durch seine Stärke im Boden gewinnen. Den zweiten gab er durch eine Unaufmerksamkeit ab und im vierten gab es, nachdem Alex klar dominiert und viele überzeugende Angriffe gesetzt hatte, die Niederlage nach einer äußerst fragwürdigen Hantei-Entscheidung für den Gegner. Auch für Alex gab es den verdienten 7.Platz.

Nachdem die U13 mit den Kämpfen fertig war zogen sich alle fix um und fuhren mit dem Bus gemeinsam in unsere Unterkunft. Das „Fitness Hostel“ verfügte über ein eigenes Fitnessstudio, das von uns leider nicht benutzt werden durfte, was für allseitige Enttäuschung sorgte. Während der Busfahrt nach Wroclaw und beim Abendbrot wurden die Kämpfe der U13 ausgewertet und, viel wichtiger, ständig in der App das Geschehen beim Wettkampf verfolgt und mitgefiebert.

Die U15 konnte sich kurz erwärmen und dann begannen auch ihre Kämpfe.

Toni kämpfte mit insgesamt 19 Teilnehmern in der GK -55kg und hatte leider kein Freilos. Im ersten Kampf gegen Drożdżyński (Judo Tigers) fiel er auf Waza-ari, machte aber im Boden sofort dicht, so dass er den Würgeansatz des Gegners rechtzeitig abhalten konnte. Sein Gegner arbeitete daraufhin einen Hebel heraus und zog diesen auch voll durch. Leider traf Toni dasselbe Schicksal wie Friedrich: sein Gegner konnte im Achtelfinale nicht gewinnen, und somit Toni leider ausgeschieden.

Zusammen mit insgesamt 5 Kämpferinnen (davon 4 aus dem Judo Team Dresden) ging Johanna in der GK 48kg an den Start. Die ersten zwei Kämpfe gegen Ullrich (Judo Dresden) und Gruszka (GKS Czarni Bytom) gingen leider beide verloren. Den dritten Kampf gegen Greta Heimburger (Judo Dresden) konnte Johanna gewinnen, ebenso wie gegen Kira Heimburger (Judo Dresden) nachdem ihre Gegnerin schon mit Waza-ari vorn lag. Aufgrund des direkten Vergleichs mit Ullrich wurde Johanna ein super 3. Platz.

In der GK -57kg kämpfte Emma mit 7 weiteren Teilnehmerinnen (Doppel-KO). Der erste Kampf gegen die spätere Siegerin Jeziorska (Judo Świdnica) ging leider verloren. Im zweiten Kampf gegen die Ukrainerin Rybaruk (MKS Juvenia Wroclaw) konnte sich Emma mit Waza-ari nach der vollen Kampfzeit und insgesamt 1:30 min Golden-Score durchsetzen. Kurios: bei einer kniffligen Entscheidung schaute sich der Kampfrichter gemeinsam mit anderen Kampfrichtern und dem Trainer der Ukrainerin die, von dem Trainer mit dem Handy gefilmte Situation nochmal an und entschied danach. Im Kampf um Platz 3 konnte Emma gegen Weigel (Judo Dresden) zuerst ein Waza-ari erzielen und kurz darauf mit einem Ippon den Kampf gewinnen. Somit der hart erkämpfte 3. Platz für Emma.

Alisa wurde mit 9 weiteren Kämpferinnen in die GK -52kg eingewogen und hatte kein Freilos. Der erste Kampf gegen Kamińska (Judo Tigers) ging leider mit Ippon verloren. Auch den zweiten Kampf gegen Trzeciak (KS Triumphator Naratów) musste sie mit Ippon abgeben. Somit war Alisa leider ausgeschieden.

Nina kämpfte in der GK -63kg mit 5 weiteren Teilnehmerinnen in zwei 3er-Pools. Die beiden Gruppenkämpfe gegen Suchocka (IGI Judo Głogów) und Brückmann (Judo Dresden) konnte Nina souverän gewinnen. Im Halbfinale stand sie Więcek (IGI Judo Głogów) gegenüber und gewann mit Ippon-seoi-nage. Im Finale traf Nina erneut auf Brückmann (Judo Dresden) und konnte erneut gewinnen. Somit ein toller 1. Platz für Nina.

Im Medaillenspiegel wurde unser Team Judo Dresden insgesamt 8. Platz von 34 Vereinen (584 Kämpfer inklusive U11).

Nachdem alle Siegerehrungen vorbei waren verließen wir die Wettkampfhalle in Trzebnica gegen 19:30 Uhr und fuhren mit dem Bus in ein nahegelegenes KFC, da das Restaurant im Hostel schon längst zu hatte. Gegen 21 Uhr erreichte nun auch die U15 mit den restlichen Betreuern die Unterkunft und verteilte sich auf ihre Zimmer. Den restlichen Abend ließen alle entspannt auf ihren Zimmern oder bei gemeinsamen Spielen ausklingen.

Am Sonntag ging es nach dem Frühstück für alle zurück nach Trzebnica. Dort fand für alle Altersklassen ein gemeinsames Training statt, das von keinem geringeren als Piotr Sadowski (u.a. 5. Platz bei EM und 7. Platz bei WM, Veteraneneuropameister), einer polnischen Judolegende, geleitet wurde.

 

Im Anschluss hatten die U18 einen Mannschaftskampf gegen die polnische Mannschaft. Die Begegnung endete mit 3:7, wobei die Einzelergebnisse teilweise besser waren, als das Ergebnis vermutet lässt.

 

Karlas Gegnerin war „etwas älter“ als U18, aber das schreckte sie nicht ab. Ein erster schneller Konteransatz blieb leider wertungsfrei. Anschließend dominierte Karla zwar den Kampf mit ihrem Griff, konnte aber keine siegreiche Technik durchbringen. In einem unachtsamen Moment konnte ihre Gegnerin sie dann mit einer Hüftechnik überraschen.

Titus ließ sich leider viel zu schnell von seinem Gegner im Griff dominieren und er nutzte sofort die Chance für einen O-uchi-gari (Waza-Ari) und nahm Titus im Anschluss in die Festhalte.

Zur Siegerehrung gab es dann allerlei Geschenke, Medaillen und viele Fotos mit den polnischen Teilnehmern zusammen.

 

Und so ging es noch einmal ins Hostel zum Mittag, bevor der Partybus ein letztes Mal betreten wurde. Am frühen Sonntagabend erreichten wir wieder Dresden und dieses erlebnisreiche Wochenende war schon wieder vorbei.

Nachname Vorname AK GK TN Kämpfe gew. ver. Platz
Andraczek Emma U13 -30 4 3 1 2 3.
Pappermann Emilia U13 -36 6 3 1 2 3.
Hoffmann Lilly-Clara U13 -44 10 2 0 2
Pappermann Finn U13 -35 11 3 1 2 7.
Ebert Friedrich U13 -38 20 1 0 1
Kurz Jakob U13 -38 20 2 0 2
Götze Linus U13 -43 15 2 0 2
Wurlitzer Liam U13 -46 12 3 1 2 7.
Kretzschmann Alexander U13 -53 14 4 2 2 7.
Koch Adrian U13 -60 3 2 1 1 2.
Makowski Johanna U15 -48 5 4 2 2 3.
Riedel Alisa U15 -52 10 2 0 2
Pietzsch Emma-Lotta U15 -57 8 3 1 2 3.
Wünsch Nina U15 -63 6 4 4 0 1.
Kude Toni U15 -55 19 1 0 1
Eckert Karla U18 2 1 0 1 2.
Wünsch Titus U18 2 1 0 1 2.

 

Dieser Bericht wird präsentiert von: Seitenbacher Hanföl – Hanföl von Seitenbacher