Am vergangenen Samstag war es endlich soweit: nach gelungener Überraschung starteten wir mit Viola und Mareike zur ihrer ersten Deutschen Meisterschaft, für die sie sich durch jeweils 3. Plätze bei der Mitteldeutschen Meisterschaft vor 2 Wochen qualifiziert hatten.
Eine tolles Wochenende mit unvergessliche Erlebnissen und tollen Kämpfen konnte beginnen…. Den Samstag verbrachten wir zum Großteil im Auto: gestartet in Dresden führte uns – d.h. Mareike, Viola, Vivien, Moni und ich – der Weg über ein McDonalds mit einmaligem Indoor-Spielplatz zu Moritz nach Hanau. Hier wurden erstmal die Ergebnisse der Jungs gecheckt, die ja schließlich am Samstag schon auf den Matten der Arena am Nürburgring starteten. Danach gings weiter zu unserer Jugendherberge in Mayen (Koblenz), die etwa 30km von der Halle entfernt war. Als die Zimmer bezogen waren, machten wir uns noch einmal auf, um Brötchen für den nächsten Tag zu besorgen und in eine Pizzeria einzukehren… Viola teilte sich schweren Herzens eine Pizza mit Mareike, Moni griff mir ihrem in Spülmittel eingelegten Salat, der mit Gipsdressing verfeinert war so richtig daneben, aber dem Rest schmeckte es super. Zwischendurch holten Moni noch Mareikes Mum vom Bahnhof ab und wurde für diese tolle Tat mit einem Johannisbeerlikör belohnt, von dem sie wohl noch in 2 Jahren schwärmen wird… Zurück in der Jugendherberge ging es für die Mädels duschen. Danach machten wir noch eine kleine „Tape“-Party bevor Viola und Mareike in das Einzelzimmer, welches zufällig ein Zweimannzimmer war, verfrachtet wurden. So konnten wir es uns noch mit ein bißchen Prossecco gemütlich machen, strichen aber dennoch viel früher als erwartet die Segel.
Am Sonntag gings früh um 6 raus und 6:45Uhr verließen wir die Jugendherberge gen Nürburgring. Aufgrund der letztjährigen Erfahrungen mussten wir auch nicht orientierungslos umherirren, sondern wussten diesmal gleich wo wir hin mussten.
Die megagroße Halle hatte immernoch nichts von ihrer eindrucksvollen Wirkung verloren.

Und so waren Mareike und Viola nicht nur von der Eintrittskarte in Kreditkartenform total begeistert. Nachdem wir 2 ganze Stuhlreihen für uns eingenommen hatten, gingen wir gleich erstmal wiegen. Beide hatten ihr Gewicht und so wurde erstmal gefrühstückt bevor es auf in die Aufwärmhalle ging. Viola und Mareike machten sich vorbildlich warm, Vivien und ich „feuerten“ sie dabei an und Moni und Anke besorgten Listen.
Und dann gings auch schon mit dem Wettkampf los: der Einmarsch der Landesverbände (an dem die „coolen“ Leistungssportler denken nicht teilnehmen zu müssen – warum wird sich uns wohl nie erschließen) war nicht nur für Viola und Mareike, die es zum ersten Mal erlebten, ein schöner Moment.

Feierlich und ein bißchen wie bei Olympia lief jeder Landesverband einmal um die Matten und stellte sich dann staffelweise auf. Nun erklang von einem Orcherster die Nationalhymne und wir mussten alle aufstehen. Nachdem die Landesverbände wieder ausliefen, begannen auch gleich die Wettkämpfe.
Der Ablauf war wie letztes Jahr: die mittleren Gewichtsklassen starteten und so auch Mareike. Die ganz leichten (also Viola) und ganz schweren waren erst ab 12 Uhr dran. In den Bereich der Matte durften nur die die kämpften und die, die zum vorbereiten aufgerufen waren. Dafür gab es an der Stirnseite einen strengen Einlass samt großem Flatscreen, auf dem ablesbar war, wer schon in die Nähe der Matte durfte und wer nicht. War man endlich an der Reihe bekam man einen Korb-Boy oder Korb-Girl, die tatsächlich die Klamotten für die Kämpfer trugen.
Mareike startete also -57kg (23 Teilnehmer) in der zeitigen Gruppe in den Wettkampf. Ohne Freilos ging es im 1. Kampf gegen die Gruppensiegerin aus Niedersachsen Lachetta (MTV Vorsfelde, braun), die ziemlich groß war und im Griffkamp total unangenehm. Mareike versuchte sich tapfer gegen den starken Nackengriff zu wehren, geriet jedoch mit Waza-Ari in Rückstand, dem kurz später ein Ippon folgte. Dass dies kein Grund zur Trauer war, zeigte sich am Ende des Tages: Lachetta war die spätere Dritte. Wenn pro Matte nur eine Gewichtsklasse gekämpft wird, dauert es gar nicht so lange und dann ist auch schon wieder die Trostrunde dran. Mareike ihr Kampf sollte der allererste der Trostrunde sein – doch leider fand er nicht statt. Da es am Einlass wie Hechtsuppe zog, ging Mareike wieder auf die Tribüne und ich passte auf, dass wir den Kampf nicht verpassten… und eine ganze Runde später war Mareike dran. Ihren ersten Trostrundenkampf gewann sie offensichtlich kampflos. Wahrscheinlich gehörte ihre Gegnerin zu einer der zahlreichen Verletzten an diesem Tag (der Krankenwagen musste etwa 5 Mal fahren!!!). Ihre zweite Gegnerin hieß Ahrenhold und war auch aus Niedersachsen (Lauenau, braun) und Mareike lieferte einen gigantischen Kampf ab. Beide schenkten sich nichts und Mareike machte einen bärenstarken Griffkampf und beeindruckte mit einem Seoi-Nage-Ansatz und erarbeitete sich fast eine Festhalte. Am Ende der Kampfzeit gab es bis auf einen Shido gegen Mareike keine zählbare Wertung und so gings ins Golden Score. Hier hatte die Gegnerin leider das bessere Ende und erzielte einen Yuko. Schade, aber nicht tragisch – denn wer kann schon von sich behaupten, bei einer deutschen Meisterschaft einen Kampf bis ins Golden Score geführt zu haben. Es gab soviele, die nur 2 kurze Kämpfe hatten. Somit also ein durchaus erfolgreiches Abschneiden für Mareike.
Während Mareike ihren 2. Kampf hatte, begann Viola sich schon warm zu machen und kurz nachdem sie fertig war, begann auch schon ihre Gewichtsklasse -44kg (24 Teilnehmer). Sie war im 7. Kampf dran: gegen keine Geringere als die letztjährige deutsche Vizemeisterin und Landesmeisterin aus NRW Grigo (Langendfeld, braun) und Viola erwies sich für die Erfolgsverwöhnte spätere Dritte als echt harte Nuss. Zwar konnte die Braungurtin 4 Yukos sammeln und Viola nen Shido einbrocken, doch mehr war einfach nicht möglich, denn Viola boot ihr volle 4 Minuten knall hart paroli. In der Trostrunde ging es gegen Sevillay (Wiesbaden, blau) weiter. Jedoch erst nach einer 15 Minütigen Pause, da sich auf der Nachbarmatte jemand so schwer verletzt hatte, dass sie behandelt werden musste und 2 Matten komplett gesperrt wurden. Heute war echt der Wurm drinn. Als der Kampf endlich los ging, war Viola hell wach und nutzte gleich die erste Chance im Boden, den Angriff ihrer Gegnerin zu übernehmen und hielt die Festhalte volle 25 Sekunden zum Erfolg. Die Freude war riesig – ein gewonnener Kampf bei der DEM! Spätestens jetzt war Violas Kampfgeist vollends erwacht und sie gab auch im nächsten Trostrundenkampf alles. Ihre Gegnerin hieß Könning (Offenburg, braun) und war riesengroß und machte somit mit Nackengriff mächtig Betrieb. Doch Viola ließ sich nicht beeindruckend und setzte sogar einen tollen tiefen Seoi-Nage an. Auch im Boden machte sie Druck und bekam die Badenerin sogar in die Festhalte. Leider konnte sich die Braungurtin aufgrund ihrer Größe aufschaukeln und befreien und Nutze die Bodensituation zur Sankaku, aus der es trotz bestimmt 1 Minütiger Gegenwehr dann doch kein entrinnen gab. Violas Enttäuschung war groß und so überwog die Freude erst später. Klar wäre vielleicht mehr drinn gewesen, aber 1 gewonnener Kampf uns 2 superstarke weitere Kämpfe bei einer DEM lassen eigentlich gar keine Enttäuschung zu.
Ziemlich zufrieden mit „unseren“ Leistungen machten wir es uns bequem und verfolgen die weiteren Kämpfe und fieberten so zum Beispiel mit Laura Ackermann mit, die das kleine Finale erreichte. Natürlich ließen wir uns die Finalkämpfe auch nicht entgehen. Laura machte einen bärenstarken Kampf, verlor aber leider knapp. Auch die ander Sächsin, die noch im Kampf um Platz 3 stand verlor und so blieb Sachsen zumindest bei den Mädchen ohne Medaillen. In den Finals siegten eigentlich fast immer die Favoriten und wir fieberten mit allen uns bekannten Judoka mit – so z.B. auch mit Natalia Schauseil aus Thüringen, die souverän Deutsche Meisterin wurde. Erinnert ihr euch? Das war die Gegnerin, gegen die Vivien in der U14 bei ihrer ersten MDEM (2006) im 1. Kampf gewonnen und im Kampf um Platz 3 veloren hatte, nachdem sie im Kampf zuvor gebissen wurde? Natalias Papa hatte Vivien damals sogar per Posting auf unsere Homepage getröstet. Lang, lang ist es her 🙂
Wir verfolgten natürlich noch die Siegerehrung, die Mädels gingen duschen und wir machten uns auf die lange Heimreise mit einem Stop in der amerikanischen Botschaft und einem in Hanau. Zwischen um 1 und um 2 ist dann jeder von uns in sein Bett gefallen – todmüde, aber mit dem Gefühl wiedermal ein unvergessliches Wochenende erlebt zu haben.
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Mädels! Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung!
Zusammenfassung:
Name / GK / TN / Kämpfe (ges.-gew.-verl.) / Platz
Viola Haupt / -44kg / 24 / (3-1-2) / –
Mareike Weber / -57kg / 23 / (2-0-2) /