Internationale Deutsche Einzelmeisterschaft U17

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Am 9. Mai 2009 wurde unserem Verein, aber vor allem Vivien eine ganz besondere Ehre zu Teil: sie wurde vom Judoverband Sachsen für die Internationalen Deutschen Einzelmeisterschaften der U17 in Berlin nominiert. Sie gehört somit zu nur 6 sächsischen Mädchen, die an diesem Wettkampf teilnehmen durften. Die Internationalen Deutschen Meisterschaften werden auch als German Open bezeichnet. Wie schon erwähnt, kann man sich dafür nicht qualifizieren sondern wird nominiert. An dieser Meisterschaft nehmen die besten Judoka der Landesverbände teil. Außerdem dürfen andere Nationen ihre besten Nachwuchsjudoka melden. Somit nehmen also Nationalmannschaften aller möglichen Länder und die Landesauswahlen aus Deutschland teil – ein erstklassiges Starterfeld also. Diesmal kamen 832 Judoka aus allen 16 Bundesländern sowie Polen, Tchechien, Slovakei, Slowenien, Ukraine, Aserbaidschan, Russland, Lettland, Schweden, Dänemark, Frankreich, Belgien, Niederlande, Schweiz, Österreich, Kanada, Ungarn, Griechenland … (mehr fallen mir grad nicht ein).

Das Berliner Turnier ist das größte U17-Turnier in Europa und eins von 4 Top-A-Turnieren, bei denen die Judoka der Nationalmmannschaften möglichst gut abschneiden müssen, um sich bei ihrem Nationaltrainer für die U17-EM, U17-WM bzw. Europäischen Jugendspiele empfehlen zu können.

Am Samstag kämpfen die leichten Mädchen (-40kg, -44kg, -48kg, -52kg) und Jungen (-43kg – man waren die klein!!!, -46kg, -50kg, -55kg und -60kg) auf 6 Matten. Die Halle in Hohenschönhausen am Olympiastützpunkt Berlin war so groß, dass sich alles herrlich verlief und sich nirgends jemand drängen musste. Hätte man es nicht besser gewusst, hätte man nicht gemerkt, dass 500 Kämpfer und jede Menge Trainer, Eltern etc. inder Halle waren.

Aber nun der Reihe nach: in nun schon geübter Zusammensetzung begaben wir – Moritz, Moni, Vivien und ich – uns am Freitag nachmittag nachdem wir noch die Waage aus der Judohalle geholt hatten auf den diesmal sehr kurzen Weg nach Berlin. Dort machten wir noch einen kurzen Abstecher in die Wettkampfhalle kauften Motorenöl zum Schnäppchenpreis und erfreuten uns am multikulturellen Straßengetümmel in Berlin.

Bald kenn ich die gesamte Großfamile Haupt – denn diesmal schliefen wir kostensparend bei Moritz Cousine in einer Wohnung mit soviel Kurven, dass man sich echt konzentrieren musste, um den Weg zum Klo zu finden. Wir packten natürlich sofort die Waage aus – alte Gewohnheit, dabei hatte Vivien ihr Gewicht ja eigentlich. Mmm ebend nur eigentlich – Viviens Stoffwechesl gerät kurz vor dem Wettkampf scheinbar voll aus den Fugen – 900g über dem Limit – obwohl sie überhaupt nix gegessen und kaum was getrunken hatte. Wir waren wiedereinmal geschockt, aber nicht so sehr. Wir sind ja mittlerweile geübt. Gehen wir ebend ein bißchen in Berlin joggen – haste gedacht: in dem Moment fing es mörderisch an mit Blitzen, Donnern und einem bärischem Regenguß. Moritz Cousine rettete uns, sie holte einen alten Stepper raus. Vivien verpackte sich zum Michelinmännchen und los gings. Immer im Wechsel: Stepper, Liegestütze, Uchikomi, dick eingemummelt ausruhen und Karten spielen und dann wieder von vorn. Vivien zockte mich gehörig ab und gott sei dank verlor sie dabei auch 700g. Noch schnell duschen (und ja aufpassen, dass der Körper das Duschwasser nicht über die Poren aufnimmt und wieder zunimmt…) und dann ab in die Koje.

Morgens um 6 aufstehen – ab auf die Waage: 52,00kg – na gott sei dank. Und ab in die Halle. Dort gab es immer für 1 oder 2 Gewichtsklassen einen Wiegeraum. Wie soll es anders sein: bei Vivien dauerte es natürlich am längsten. Aber die Wettkampfhalle war eh noch abgesperrt. Niemand kam rein und wir grübelten die ganze Zeit, wie wir oder zumindest ich, das Eintrittsgeld umgehen könnten. Dann öffneten sich die Pforten und zu unserer Überraschung und grenzenlosen Freude war der Eintritt frei!!! Toll!!! Endlich mal keine Abzocke der Eltern und Betreuer. Nur an die Wettkampfmatte kam man ohne Betreuerausweis nicht. Aber da bekam ich dann sogar auch noch einen von den Landestrainern.

Vivien war erst in der zweiten Gruppe dran mit Kämpfen. Und so hatten wir noch jede Menge Zeit geimeinsam mit den Bautznern und den anderen Sachsen den Kämpfen (diesmal ohne Hebel!) zuzusehen. Beeindruckend was es da zu sehen gab. Und natürlich verfolgten wir die kleinen und großen Namen, die wir mittlerweile schon bei einigen Wettkämpfen getroffen und beobachtet hatten. Ich besorgte mal wieder mehr oder weniger heimlich ein IDEM-T-Shirt und irgendwann weit nach Mittag begann endlich Viviens Gewichtsklasse.

54 Teilnehmer tummelten sich in der -52er-Liste und Vivien wollte unbedingt auf eine Ausländerin treffen. Das war auch gar nicht schwer: und so stand sie ziemlich weit unten in der Liste einer Ungarin gegenüber. Richtig gut warmgemacht gingen wir dann an die Wettkampfmatte und ich hatte beim Einwerfen, den Eindruck, dass Vivien heute richtig gut drauf war. Und da wurde sie auch schon aufgerufen: „Vivien Haupt Germany“ vs. „Katinka Szabo Hungary (National Team)“. Im Stand gings eigentlich gut los. Und Vivien konnte mit ihrem starken Griff wie immer gut mithalten. Doch im Übergang von Stand zum Boden nutzte die starke Ungarin den Bruchteil einer Sekunde, in der Vivien unaufmerksam war und nahm sie in die Festhalte. Nun ging das bangen los. Die Ungarin musste ins Halbfinale kommen, damit Vivien in der Trostrunde weiterkämpfen darf. Die Ungarin gewann einmal, nocheinmal – doch den entscheidenden Kampf verlor sie. Und so war Vivien ausgeschieden, ohne wirklich zeigen zu können, was sie drauf hat. Wirklich schade! Die Ungarin wurde letztlich noch 5. in diesem starken Teilnehmerfeld und bedenkt man, dass in einigen Gewichtsklassen auch Deutsche Meister nach nur einem Kampf ausgeschieden sind, relativiert sich die Enttäuschung auch wieder und weicht der Freude, bei so einem tollen Turnier dabei gewesen sein zu dürfen.

Wir verfolgten weiter die Trostrundenkämpfe und gingen fix duschen. Danach wollten wir eigentlich los. Aber irgendwie konnte sich keiner richtig aufraffen und von den Kämpfen losreißen. Und so guckten wir uns noch alle Finalkämpfe an, bei denen meistens Russen gewannen. Auch die Siegerehrung war ein eichtes Erlebnis. Die jeweiligen Landesfahnen wurden vor den Sportlern gehisst und die Nationalhymne des Siegers wurde gespielt, bei der wir natürlich alle aufstehe mussten. Das hatte echt Stil.

Ich glaub es war um 8 als wir die Halle – nach dem obligatorischen „Gruppenfoto“ (diesmal auf dem leergeräumten Mizuno-Verkaufstisch) – verließen. Unsere Mägen waren total leer und so kehrten wir natürlich wie immer nach dem Wettkampf bei McDonalds ein. Der war 100 m entfernt von der Halle und wir trafen noch einige Judokas wieder.

Dann endlich fuhren wir heim. Moni lenkte uns zuverlässig nach Hause, denn wir treulosen Tomaten sind sofort eingeschlafen. Um 23 Uhr erreichten wir das heimatliche Dresden und hatten wiedereinmal einen Tag vollgestopft mit Erlebnissen verbracht.

Zusammenfassung

Name / GK / TN / Kämpfe (ges. – gew. – verl.) / Platz


Vivien Haupt / -52kg / 54 / (1-0-1) / –